Als ich mit Anfang 20 Christ wurde, erlebte ich Gott sehr intensiv. Ich war damals gerade in einer wirklich schlimmen Krise und betete deswegen oft und intensiv. Damals hatte ich wirklich das Gefühl, Jesus würde jedes meiner Gebete hören. Ich spürte seine Nähe deutlich, ich sah, wie sich Türen öffneten und andere sich schlossen.
Wenn ich in der Bibel las, hörte ich deutlich, wie Gott zu mir sprach. Es war eine sehr prägende Zeit, auch wenn Gott bei Weitem nicht alle meine Wünsche erfüllte. Aber er war einfach da, wie ein liebender Vater, der sich um mich kümmerte. Und so bekam mein Glaube damals ein starkes Fundament. Ich lernte, Gott zu vertrauen und tue dies bis heute.
Irgendwann machte ich dann aber meine erste „Wüstenerfahrung“ und war erschüttert. Ich sprach mit Gott und hatte das Gefühl, er würde nicht antworten. Ja, ich schrie zu ihm und bemerkte absolut nicht, dass er mich überhaupt hörte. Ich sehnte mich nach Geborgenheit von Gott, aber ich fühlte mich, wie ein Durstiger sich in der Wüste fühlen muss.
Das war absolut schrecklich, denn ich konnte es nicht einordnen. Ich fragte mich schnell, was ich falsch gemacht hatte, ob ich Gott enttäuscht hätte, nur um festzustellen, dass ich nicht unbedingt viel besser oder schlechter war als vorher.
Gottes Gegenwart war doch vorher so stark und so real gewesen, aber nun fühlte ich mich verlassen. Heute kommen mir Worte von Hiob in den Sinn, wenn ich beschreiben sollte, wie ich mich damals gefühlt habe. Hiob suchte auch Gott und sprach: „Doch ich kann ihn nirgends finden! Ich habe ihn im Osten gesucht – er ist nicht dort, und auch im Westen entdecke ich ihn nicht. Wirkt er im Norden, oder wendet er sich zum Süden hin, sehe ich doch keine Spur von ihm; nirgends ist er zu erblicken!“ (Hiob 23,8-9 HfA).
Kennst du auch solche Phasen im Leben? Oder vielleicht hast du Gott noch nie anders erlebt als ein theoretisches Konstrukt, das dir irgendwie logisch vorkommt? Willkommen in der Wüste.
„Warum antwortest du mir nicht mehr, Gott?“, fragte ich immer wieder. Er tat es, aber anders als erwartet. Denn in mir wuchs so nach und nach eine Frage: „Suchst du Gott nur, wenn du bekommst, was du willst? Oder suchst du Gott, weil er Gott ist und dich liebt?“
Wovon mache ich die Liebe abhängig? Denke ich, Gott liebt mich mehr, wenn Gebete immer so beantwortet werden, wie ich es mag, oder denke ich, Gott liebt mich immer? Immerhin hat er seinen Sohn aus Liebe hingegeben, aus Liebe zu mir und zu dir.
Und mir fiel auf, wie sehr ich damals um das Herz einer Frau werben konnte, obwohl sie mir deutlich machte, dass sie den Bruch wollte. Gott hatte mir nie Ablehnung gegenüber gezeigt oder geäußert. Aber bei ihm hinterfragte ich alles. Warum eigentlich?
Diese Erkenntnis brachte den Durchbruch. Die Wüste ist der Ort, an dem wir entdecken werden, wonach wir wirklich hungern – nach Gott oder nach den Dingen dieser Welt? Wenn wir es ihm erlauben, ist die Wüste der Ort, an dem Gott unheilige Wünsche wegnimmt und in uns ein Herz schafft, das Ihn über alles andere begehrt.
Immerhin hat schon der Prophet Jeremia uns von Gott ausrichten lassen: „Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt“ (Jeremia 29,13 HfA). Wonach suchst du?
Sei gesegnet!
„Es gibt eine Umformung des Charakters, die sich nur in der Wüste vollziehen kann. Eine Ausbildung kann man im Palast erhalten, aber Weisheit nur in der Wüste“ (Erwin Lutzer).